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Piz Scerscen: Beurteilung der Situation und Massnahmen nach dem Bergsturz

Zwei geologische Gutachten, welche die Gemeinde Samedan im Nachgang des Bergsturzes am Piz Scerscen vom 14. April 2024 in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren in Auftrag gegeben hat, kommen zum Schluss, dass keine so grossen Nachstürze zu erwarten sind, die eine Gefährdung der Wanderwege, Tschiervahütte, Schwemmebene oder Hotel/Restaurant Roseg erreichen. Massgebend für die aktuelle Gefährdungssituation in der Val Roseg sind Wasserausbrüche aus den Ablagerungen. Der Gemeindevorstand hat an seiner Sitzung vom 17. Juni 2024 aufgrund der Empfehlungen aus den Gutachten entsprechende Massnahmen beschlossen.

Die Sturzablagerungen liegen derzeit als gefrorenes Eis-Gestein-Gemisch vor und sind in stabilem Zustand. Eine Schuttstrom, analog zur Val Bondasca, kann ausgeschlossen werden, solange kein ausgeprägtes Auftauen stattfindet. Allenfalls sind aufgrund des hohen Eisanteils Kriechbewegungen, ähnlich wie sie bei einem Blockgletscher zu beobachten sind, möglich. Aufgrund der sehr flachen Gefällsverhältnisse im Auslaufbereich ist jedoch ein Stillstand auch bei einer allfälligen Verflüssigung schon wenige hundert Meter nach der heutigen Sturzfront zu erwarten.

Die grösste Gefährdung geht aktuell von fluvialen Prozessen aus, insbesondere durch die Bildung von Flutwellen, sollten sich oberflächliche Wasseransammlungen  oder Wasserkörper im Innern der Ablagerungen plötzlich entleeren. Durch eine plötzliche Entleerung können sehr hohe Abflussspitzen entstehen, die sich bis in den Unterlauf der Ova da Roseg auswirken. Im Bereich der Schwemmebene besteht grundsätzlich die Gefahr von Flutwellen, sollte sich ein See oder eine Wassertasche plötzlich entleeren. Aufgrund der aktuellen Topographie kann jedoch eine Flutwelle infolge eines grösseren Rückstaus der Ova da Roseg hinter den Sturzablagerungen ausgeschlossen werden. Die Ablagerungen schmiegen sich gut ins Gelände ein und der Zufluss der Ova da Roseg wird südseitig der Ablagerungen nicht behindert.

Massnahmen beschlossen

Die beiden durch spezialisierte Fachleute erarbeiteten Gutachten geben neben einer Beurteilung der aktuellen Situation auch mehrere Empfehlungen in Rücksprache mit dem Amt für Wald und Naturgefahren ab, welche die Gemeinde Samedan auch so umsetzen wird. Dies hat der Gemeindevorstand an seiner Sitzung vom 17. Juni 2024 nach Prüfung der Massnahmen und Einordnung des Restrisikos beschlossen. Entsprechende Informationstafeln werden in den nächsten Tagen an verschiedenen Orten eingangs sowie in der Val Roseg aufgestellt.

  • Es wird dringend davon abgeraten, die Sturzablagerungen zu betreten. Dies aufgrund von Rutschungen, herabfallenden Blöcken und der Einsturzgefahr aufgrund des Auftauprozesses.
  • Der Wanderweg in der Talebene zum Lej da Vadret bleibt gesperrt.
  • Es wird empfohlen, die Schwemmebene zu meiden. Die geöffneten Wanderwege können mit entsprechender Eigenverantwortung begangen werden.
  • Beim Aufenthalt entlang des Bachbetts der Ova da Roseg sind die potentiell schnellen Pegelanstiege zu beachten (auch bei Schönwetter).
  • Die Oberflächenentwicklung und die Wasserwege werden periodisch durch die Gemeinde mit dem Ziel beobachtet, grössere Seebildungen/Wassertaschen zu erkennen.
  • Im nächsten Winter wird die Langlaufloipe ausserhalb des Gefährdungsbereichs angelegt.

Eine Neubeurteilung der Situation am Piz Scerscen wird im Frühling 2025 durchgeführt.

Publikation Bergsturz in der Val Roseg - Beurteilung und Massnahmen_Juni24.pdf [pdf, 8.7 MB]